Zugang und Teilhabe – Wie tragen OER dazu bei?
(Digital-didaktischer) Best Practice Showroom– Zeige Deine gute digitale Lehre!
Lernende aktivieren und einbinden (OER-Erstellung als didaktisches Szenario)
Lehrende unterstützen und Lehre verbessern durch OER
OER als Instrument einer Transferstrategie
Zugang und Teilhabe – Wie tragen OER dazu bei?
Einige Vorteile, die OER mit sich bringen, sind nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich. Durch die mit OER verbundenen offenen Lizenzen bieten sich z. B. ungeahnte Möglichkeiten in Bezug auf Zugang, Barrierefreiheit und Teilhabe. Sofern die Materialien offen lizenziert wurden und ggf. sogar mit ihren Quelldateien veröffentlicht werden, können sie nach Belieben und Bedarf abgeändert und leicht auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzenden abgestimmt werden. So können Menschen mit Beeinträchtigung Materialien z. B. in Dateiformaten nutzen, die möglichst gut mit assistiven Technologien, wie Screenreadern kompatibel sind.
Auch in Bezug auf Inklusion und Mehrsprachigkeit können OER hilfreich sein. Offene Bildungsmaterialien können ohne Probleme in verschiedene Sprachen übersetzt und neu veröffentlicht werden. Auf diesen Weg werden fremdsprachigen Studierenden Hürden aus dem Weg geräumt und die Möglichkeit eröffnet, mit den selben Materialien zu lernen, die auch ihre Mitstudierenden nutzen.
(Digital-didaktischer) Best Practice Showroom – Zeige Deine gute digitale Lehre!
Neben vielen weiteren Vorteilen können OER ein hervorragendes Instrument sein, um das Interesse an der eigenen Arbeit, Institution oder eigenem Material zu wecken. Indem die Arbeit online frei zugänglich wird, kann ein breiteres Publikum erreicht und durch einen konsequenten Schritt hin zur Nutzung und Erstellung von Materialien unter offenen Lizenzen auf sich aufmerksam machen.
Ein Beispiel dafür ist das Projekt „MIT OpenCourseWare“ – eine Initiative des Massachusetts Institute of Technology, die darauf abzielt, das gesamte Lehrmaterial seiner Grund- und Aufbaustudiengänge online unter Creative Commons-Lizenzen zu veröffentlichen. Seit dem Jahr 2002 können Studierende dort kostenlos und frei auf das Material zugreifen, das von den Professor*innen und Mitarbeitenden des MIT entwickelt wurde. Bisher sind dort über 2.200 Kurse unter offenen Lizenzen veröffentlicht. Die Steigerung der Sichtbarkeit des MIT und der damit verbundene Marketingeffekt waren enorm.
Ein weiteres gutes Beispiel aus dem Land Rheinland-Pfalz ist das Kompetenznetzwerk – Sportunterricht (KNSU) der Universität Koblenz-Landau. Hier werden von Lehramtsstudierenden Übungen und unterstützende Materialien für den Sportunterricht unter hohen Qualitätsansprüchen erstellt, didaktisch aufbereitet, teils interaktiv angereichert und anschließend als OER veröffentlicht. Das Projekt wird in Fachkreisen oft als gutes Beispiel digitaler Lehre herangezogen und kann als positives Aushängeschild der Universität Koblenz-Landau gesehen werden.
Sie sehen also: indem Sie Ihre Arbeit online frei verfügbar machen, können Sie ein breiteres Publikum erreichen und dafür sorgen, dass Ihre Arbeit gesehen wird. Darüber hinaus können OER dazu beitragen, Ihren Ruf als Expert*in auf Ihrem Gebiet zu festigen.
Lernende aktivieren und einbinden (OER-Erstellung als didaktisches Szenario)
OER-Materialien zu veröffentlichen oder in die eigene Lehre zu integrieren, ist ein naheliegender und unmittelbar eingängiger Vorteil von Open Educational Resources. Schon etwas ferner liegt die Idee, dass eben diese Materialien den Lernenden in gleicher Weise zu Verfügung stehen und frei genutzt werden können. Doch mit der alleinigen Integration von OER in die Lehre entfalten diese noch lange nicht ihre didaktischen Potenziale, da dabei insbesondere auf die Möglichkeiten der Erstellung und Bearbeitung von Materialien durch Lernende verzichtet wird. OER können über die Einbettung von Materialien in die Lehre hinaus wertvolle Impulse für innovative Lehr-Lernprozesse geben, bspw. wenn Studierende im Zusammenspiel mit OER in kooperativen, kollaborativen und partizipativen Prozessen als „Content-Producer“ in Erscheinung treten. Damit wirken Sie aktiv an der Erstellung von Materialien mit und übernehmen Verantwortung für den eigenen Lernprozess.
Anschauliche Beispiele für die OER-Erstellung durch Studierende als didaktische Szenarien: (zit. nach Sarah Franke Digital Campus (ZHAW), CC BY 4.0):
- Studierende erhalten den Auftrag einen neuen Wikipedia-Artikel zu erstellen oder einen bestehenden Artikel so zu überarbeiten, dass der Artikel bestimmte Bewertungskriterien erfüllt. Beispielsweise das Erfüllen der Bedingungen für einen lesenswerten oder exzellenten Wikipedia-Artikel, siehe Kriterien für lesenswerte und exzellente Artikel und Wikipedia: Wie schreibe ich gute Artikel.
- Studierende beteiligen sich über Semestergenerationen hinweg an der kollaborativen Erstellung von Lehr-Lern-Materialien, die dadurch sukzessive Feedback der jeweiligen Studierendenkohorte integrieren und den folgenden Semestern zur Nutzung (und ihrerseits für einen erneuten Überarbeitungszyklus) bereitsteht.
- Studierende werden in die Konzeption und Umsetzung eines Kurses aktiv eingebunden, indem diese bspw. die inhaltliche bzw. planerische Ausgestaltung des Kurses übernehmen und die Lehrenden als Lernbegleiter*in in Erscheinung treten.
Lehrende unterstützen und Lehre verbessern durch OER
OER können genutzt werden, um Freiräume für gute Betreuung und verbesserte Lehre zu schaffen. Die Erfahrungen des VCRP mit Bildungsnetzwerken haben gezeigt, dass die Vernetzung und der Austausch von digitalen bzw. Blended-Learning-Angeboten, Inhalten und Lehrkonzepten (also im Sinne eines breiten Verständnisses von OER, wie es bspw. in der UNESCO-Definition zum Ausdruck kommt) zur Entlastung von Lehrenden und zu mehr Freiraum für gute Lehre und Betreuung führt. Neuberufene oder junge Mitarbeitende in der Lehre können auf bewährte Konzepte und Inhalte zurückgreifen und sich zunächst auf die Betreuung konzentrieren (statt alles inhaltlich von Grund auf neu zu erarbeiten). Sie vermögen durch die Nutzung von OER effizienter mit ihren Ressourcen umzugehen und lernen auch Lehrkonzepte ihrer Fachkolleginnen und -kollegen kennen. OER – verbunden mit hochschulischen, bestenfalls curricular verknüpften Austauschkooperationen – führen dazu, dass eigene Inhalte und didaktische Designs nicht nur am eigenen, sondern auch an anderen Standorten angewandt und mit Lehrenden sowie Studierenden anderer Hochschulen reflektiert werden. Das Teilen von curricular angebundenen OER zwischen Hochschulen oder Lehrenden erweitert zudem die Vielfalt und das inhaltliche Spektrum für die Lernenden.
OER als Teil von OpenScience und Instrument einer Transferstrategie
Open Educational Resources sind Teil einer Öffnungskonzeption von Hochschule und Wissenschaft, die sowohl frühe Phasen des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses, als auch den persönlichen Studienverlauf in den Blick nimmt und die größere Transparenz von Hochschule insgesamt schaffen möchte. Ein solches Öffnungsverständnis erweitert bisherige Transferkonzepte, indem hochschulische Organisationsbereiche des Wissens- und Technologietransfers oder der wissenschaftlichen Weiterbildung noch enger mit (grundständigem) Studium, Lehre und Forschung in Verbindung gebracht werden. OER können durch den partizipativen Charakter und durch gute Beispiele digitaler Lernmöglichkeiten Inside-out- ebenso wie Outside-In-Prozesse befördern.
Zusammen mit Konzepten, wie bspw. Open Data, Open Access oder auch Open Source, reihen sich OER in eine Öffnungsbewegung ein, die mit Open Science umschrieben und die als eine breiter angelegte hochschulische Transferstrategie verstanden werden kann.
Das Besondere dabei liegt u.a. darin begründet, dass nunmehr auch Elemente der grundständigen Lehre stärker für einen Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft mobilisiert werden können. Die attraktive didaktische Aufbereitung wichtiger und interessanter Studieninhalte als OER vermag es, neugierig auf Wissenschaft zu machen, interessante Einblicke zu verschaffen und die Einbindung in zivilgesellschaftliche Lebensbereiche zu befördern.