Kreativität = Kunst ?
Was ist eigentlich Kreativität? Und was wird daraus, wenn auf einmal Künstliche Intelligenz – im wahrsten Sinne des Wortes – mitmischt? In einem zweistündigen Impuls-Workshop mit Pädagogin Nele Hirsch vom eBildungslabor haben wir uns mit dieser und vielen weiteren Fragen kreativ auseinandergesetzt. Was denkt die KI eigentlich selbst über ihr kreatives Potenzial und wie können Prompts sinnvoll genutzt werden, um am Ende doch selbst kreativ zu bleiben? In dieser Dokumentation halten wir die wichtigsten Punkte der bunten Veranstaltung fest.
EINSTIEGSAUFGABE
Was ist für Sie “Kreativität”?
Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand und malen oder schreiben Sie alles auf, was Sie mit “Kreativität” verbinden. Was ist das für Sie? Wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an?
Erweitern oder passen Sie Ihr Bild gerne weiter an, wenn Ihnen im Rahmen dieser Dokumentation weitere Ideen kommen oder sich Ihre Einstellung zu dem Begriff in irgendeiner Weise ändern sollte.
Grundverständnis “Kreativität”
Wenn wir an Kreativität denken, kommen uns meist spontan Bilder aus der Kunstwelt in den Sinn: Malerinnen und Maler, die konzentriert an ihren Werken arbeiten, bunte Farben, abstrakte Formen, Skulpturen oder Musik. Auch wenn wir eine Künstliche Intelligenz nach Kreativität fragen, erhalten wir oft generierte Darstellungen von künstlerischen Prozessen – von Menschen, die zeichnen, schreiben oder musizieren. Dies spiegelt das weit verbreitete Verständnis wider, dass Kreativität in erster Linie mit Kunst, Ästhetik und individueller Ausdruckskraft verbunden ist.


Doch Kreativität ist weit mehr als das bloße Arbeiten mit Farben, Leinwand oder Noten. Im Kern bedeutet Kreativität, die Fähigkeit zu besitzen, Neues zu denken, innovative Lösungen zu finden und bestehende Muster zu durchbrechen. Sie ist nicht auf Kunst beschränkt, sondern zeigt sich in unzähligen Bereichen des Lebens: in der Wissenschaft, wenn Forschende bahnbrechende Theorien entwickeln; in der Technik, wenn Ingenieurinnen und Ingenieure revolutionäre Erfindungen hervorbringen; oder in der Wirtschaft, wenn Unternehmen neue Geschäftsmodelle entwerfen. Selbst im Alltag benötigen wir Kreativität – sei es, um Probleme zu lösen, neue Wege zu finden oder unsere Umwelt anders wahrzunehmen.

Wenn KI mitmischt
Mit dem Aufkommen von Künstlicher Intelligenz hat sich unser kreatives Schaffen nochmals grundlegend gewandelt. Plötzlich können wir durch einfache Texteingaben – Prompts – ganze Kunstwerke, Texte oder Melodien generieren lassen. Dabei stellt sich die Frage: Ist das, was eine KI produziert, tatsächlich kreativ? Schließlich basiert ihre „Kreativität“ auf bereits vorhandenen Daten und Mustern, die sie neu kombiniert. Und noch viel wichtiger: Wollen wir als Menschen unsere eigene Kreativität zunehmend verlernen?
Zur Frage, ob Künstliche Intelligenz wirklich kreativ ist, hat Nele Hirsch mit einem konkreten Pompt einfach einmal nachgehakt. Dabei bat sie GPT 4.5 darum, ehrlich zu sein!
Generiertes Bild zum Prompt (GPT 4.5):
Erstelle einen Comic mit mehreren Panels über deine Fähigkeit zu Kreativität. Sei ehrlich!

Ein Problem, das beim Einsatz von KI außerdem nicht unterschätzt werden darf, sind die Bias, die in vielen KI-Systemen verankert sind. Die Algorithmen, die unsere Bilder, Texte und kreativen Inhalte generieren, greifen auf bestehende Daten zurück – und diese sind leider noch oft von gesellschaftlichen Vorurteilen geprägt. So zeigt sich immer wieder, dass KI-generierte Bilder bestimmte Stereotype verstärken, sei es in Bezug auf Geschlechterrollen, ethnische Gruppen oder soziale Hierarchien. Frauen werden beispielsweise häufiger in traditionellen, fürsorglichen Rollen dargestellt, während Männer eher mit Führungspositionen oder technischen Berufen assoziiert werden. Ebenso sind Menschen aus nicht-westlichen Kulturen oft unterrepräsentiert oder werden in klischeebehafteten Darstellungen gezeigt, die nicht der Vielfalt und Realität dieser Kulturen gerecht werden. Gerade deshalb ist es wichtig, stets einen kritischen Blick auf KI-generierte Materialien zu werfen und solchen fehlerhaften Darstellungen keinen Raum zu geben.
Generiertes Bild zum Prompt (GPT 4.5):
Erstelle einen Comic mit mehreren Panels über deine Fähigkeit zu Kreativität. Sei ehrlich, aber gehe auch auf dein Potential ein!

KI als “Spiel”-Partner
Doch KI muss nicht zwangsläufig eine Bedrohung für unsere Kreativität darstellen – im Gegenteil: Wenn sie bewusst und reflektiert eingesetzt wird, kann sie ein wertvolles Werkzeug sein, um unsere eigene Kreativität zu stärken. Anstatt sich von der KI Inhalte einfach vorgeben zu lassen, kann sie als Inspirationsquelle oder als kreativer Sparringspartner genutzt werden. So lassen sich durch KI-generierte Vorschläge neue Ideen anstoßen, kreative Blockaden überwinden oder Perspektiven entdecken, die man selbst vielleicht nicht in Betracht gezogen hätte. Nele Hirsch hat dazu drei kreative Methoden vorgestellt, wie man auf kollaborative Weise mit KI in einen kreativen Prozess gelangen kann. Diese können dank einem Mini-Impuls anschließend direkt ausgetestet werden.
Herausforderungen erkunden
Ansatz dieser Methode ist der “sokratische Dialog”. Er bietet uns keine vorgefertigten Antworten durch das genutzte KI-Modell, sondern wird nur gezielte Rückfragen stellen, die helfen, eigene Gedanken zu entwickeln.
Prompting als Spiel
Beim “Prompting als Spiel” geht es darum, die KI nicht einfach machen zu lassen – sondern ein Spiel zu entwickeln, das dann anschließend gemeinsam gespielt wird. Denn bei einem Spiel gibt es meistens immer abwechselnde Spielzüge. So kommen wir in ein PingPong mit dem KI-Sprachmodell.
Remix von Methoden
Wir Menschen haben jede Menge Kreativitätsmethoden entwickelt, die zum Beispiel im Rahmen von Design Thinking Methoden zum Einsatz kommen. Sie helfen uns dabei, unser Denken zu öffnen. Viele Kreativitätsmethoden lassen sich perfekt als strukturierte Prompts für KI-Sprachmodelle nutzen. So kann man die eigenen Ideen gezielt anregen und systematisch weiterentwickeln.
Hier möchten wir das am Beispiel der SCAMPER-Methode zeigen. SCAMPER steht für sieben kreative Denkansätze:
- Substitute (Ersetzen)
- Combine (Kombinieren)
- Adapt (Anpassen)
- Modify (Verändern)
- Put to another use (Anders verwenden)
- Eliminate (Eliminieren)
- Reverse (Umkehren)
Die Informationen, die mithilfe der SCAMPER-Methode zu einem Veränderungswunsch entwickelt werden, können die Basis für die kreative Weiterarbeit bilden, hinterfragt und weiter ausdifferenziert werden.
Praktischer Impuls zum Ausprobieren
Wie kann man KI nutzen und weiterhin kreativ bleiben? Mit den drei, oben vorgestellten Methoden ist das möglich. Testen Sie die verschiedenen Impulse einfach selbst einmal aus.

Quelle: eBildungslabor/ Nele Hirsch (März 2025)
WEITERE MATERIALIEN
Blogbeitrag zur Veranstaltung
Nele Hirsch hat auf ihrer Webseite “eBildungslabor” einen Blogbeitrag zur Veranstaltung erstellt, den Sie hier aufrufen können und der weitere Informationen rund um Kreativität im Kontext Künstlicher Intelligenz bietet.

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Nele Hirsch für die – wie immer – spannende und bunte Veranstaltung. Und natürlich auch ein herzliches Danke an alle Teilnehmenden der Veranstaltung für Ihr Interesse und den damit verbundenen Austausch!
Sie haben die anderen Veranstaltungen mit Nele Hirsch verpasst? Kein Problem, in unseren Dokumentationen können Sie weiterhin auf die Zusammenfassungen und Mini-Lerninhalte zugreifen.
Bildquellen: Nele Hirsch, eBildungslabor