Von der Jazz-Band zum 3-P-Modell
Was haben ein Puzzle und eine Jazz-Band mit Kollaboration und Künstlicher Intelligenz zu tun? Eine ganze Menge, wie der interaktive KI-Impuls mit Nele Hirsch (eBildungslabor) am 11. Februar zeigte. Mehr als 70 Teilnehmende konnten in der zweistündigen Veranstaltung praktischen Impulsen lauschen und in verschiedenen Murmelrunden miteinander aktiv und praktisch ins Gespräch kommen. Ein Konzept, das nicht nur Spaß machte, sondern auch viele Anregungen bot.
Doch zurück zur Eingangsfrage: Nele Hirsch zeigte mithilfe eines Puzzles die Herausforderungen der Zusammenarbeit auf, denen wir in unserer heutigen, digitalen und sich schnell verändernden Welt gegenüberstehen.
“Wir teilen die Herausforderung in ihre Einzelteile auf, jede Person arbeitet ihren Teil aus, und am Ende setzen wir das Puzzle wieder zusammen. Denn erstens ist diese Form der Zusammenarbeit oft schwerfällig (= ein Puzzle-Teil fehlt, mehrere Puzzleteile sind so gestaltet, dass sie doch nicht mehr zusammenpassen, aus Versehen haben sich mehrere mit dem gleichen Teil beschäftigt und darüber wurde ein anderer Teil vergessen …) und zweitens immer begrenzt.”

Gerade im Hinblick auf die schnelllebigen Entwicklungen rund um Künstliche Intelligenz und den Möglichkeiten, die uns für eine gelungene Kollaboration zur Verfügung stehen, sollten wir uns eher einem offenen Gedanken zuwenden – dem einer Jazz-Band. Dort gibt es nicht mehr eine geteilte Verantwortung (wie bei der Puzzle-Zusammenarbeit), sondern eine gemeinsame Verantwortung.
Ebenen der Zusammenarbeit
Zusammenarbeit hat heute zahlreiche Facetten. Während Kollaboration früher aus einer reinen Mensch-zu-Mensch-Interaktion bestand, kam mit der Digitalisierung die Mensch-zu-Maschine-Interaktion hinzu. Die Verbreitung von Tools und Helferlein mit Künstlicher Intelligenz haben die Mensch-zu-Maschine-Interaktion weiter verstärkt. Gerade deshalb plädiert Nele Hirsch zu einer weiteren, dritten Variante: der Zusammenarbeit zwischen Menschen, trotz Maschinen/wegen KI.

Einerseits geht es dabei um die bewusste Entscheidung für oder gegen die Arbeit mit Maschinen (je nach Kontext und Aufgabenstellung), gleichzeitig aber auch um den Rückbezug auf originäre Zusammenarbeit zwischen den Menschen und den neuen Möglichkeiten, die sich heute dabei ergeben. In diesem Zusammenhang stellte Nele Hirsch das sogenannte 3-P-Modell vor – Prompting, Proaktive Transparenz, Präsenz.
Das 3-P-Modell
Das 3P-Modell bietet einen strukturierten Ansatz, um die Zusammenarbeit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) effektiv zu gestalten. Es basiert auf drei zentralen Komponenten:
1. Prompting
Hierbei geht es um die Art und Weise, wie wir mit KI-Systemen interagieren. Durch geschickte Eingaben („Prompts“) können wir beeinflussen, wie die KI reagiert und uns unterstützt. Nele Hirsch hob dabei verschiedene Strategien hervor, die über einfache Befehle hinausgehen:
- Einfache Befehle: Wir geben der KI eine Anweisung, die sie ausführt.
- Pingpong-Prinzip: Statt der KI nur eine einmalige Anweisung zu geben, wird der Prozess als ein Dialog gestaltet. Die KI liefert eine erste Antwort, die dann weiter verfeinert oder umformuliert wird – ähnlich wie ein Gespräch, bei dem beide Seiten aktiv zur Lösung beitragen.
- Umgedrehte Befehle: Statt direkt nach einer Antwort zu fragen, kann man die KI auffordern, eine eigene Frage zu entwickeln oder sich selbst zu hinterfragen. Dadurch lassen sich Perspektivwechsel anregen oder kreative, unerwartete Lösungswege entdecken.

Durch solche interaktiven Techniken wird die KI nicht nur als Werkzeug genutzt, sondern als aktiver Partner im Denk- und Kreativprozess eingebunden.
2. Proaktive Transparenz
Eine gelungene Zusammenarbeit erfordert Offenheit über den KI-Einsatz. Proaktive Transparenz bedeutet in diesem Zusammenhang, KI-Nutzung vorab zu antizipieren. Dies fördert das Vertrauen im Team, vermeidet Missverständnisse und regt zur kritischen Reflexion an. Der Ansatz der proaktiven Transparenz baut auf der Pre-Empathie auf, die Jöran Muuß-Merholz entwickelt hat.

3. Präsenz
Auch wenn KI unterstützen kann, bleibt die menschliche Präsenz essenziell. Das bedeutet, aktiv und bewusst in den Prozess einzugreifen, authentische Beziehungen zu pflegen und sich nicht nur auf KI-generierte Inhalte zu verlassen Durch ebenjene Interaktion mit der Welt und körperlicher Intelligenz sammeln wir Welterfahrung, über die eine KI nicht verfügt. Weitere Kompetenzen, wie Empathie, Kreativität und kritisches Denken, sind Schlüsselkompetenzen, die durch KI schließlich ergänzt, aber nicht ersetzt werden können.
Indem Prompting, proaktive Transparenz und bewusste Präsenz kombiniert werden, entsteht eine effektive und reflektierte Zusammenarbeit mit KI.
Mini-Lerninhalt zum 3P-Modell
Sie möchten sich noch etwas mehr mit dem 3-P-Modell auseinandersetzen? Nutzen Sie gerne den Mini-Lerninhalt von Nele Hirsch, den sie in Anlehnung an die Veranstaltung entwickelt hat. Viel Spaß dabei!
Quelle: eBildungslabor/ Nele Hirsch (Februar 2025)
WEITERE MATERIALIEN
3P-Modell: Gute Zusammenarbeit im Kontext von KI
Blogbeitrag von Nele Hirsch
Auf dem Blog des eBildungslabors finden Sie noch einmal eine ausführliche Dokumentation zum 3-P-Modell von Nele Hirsch:
An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an Nele Hirsch für die spannende und bunte Veranstaltung. Und natürlich auch ein herzliches Danke an alle Teilnehmenden der Veranstaltung für Ihr Interesse und den damit verbundenen Austausch!
Auch in den nächsten Wochen stehen weitere Veranstaltungen im Rahmen des bundesweiten Projekts auf dem Programm. Darunter auch der interaktive Impuls “Kreativität im Kontext Künstlicher Intelligenz” mit Nele Hirsch am 27. März. Schauen Sie dazu gerne auf unserer Seite “KI-Weiterbildung” vorbei.
Bildquellen: Nele Hirsch, eBildungslabor